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Am 22.11., zwei Tage vor seinem 58. Geburtstag, ist mein Onkel an den Folgen eines Herzanfalls verstorben.

Schade irgendwie. Er hat meinen Musikgeschmack mit geprägt, war entscheidend mit dafür verantwortlich, dass ich heute exzellent Englisch beherrsche.
Früher, als kleiner Junge habe ich ihn bewundert. Später dann nur noch bemitleidet, weil er in vielen Punkten ein echter Versager war, oder unerträglich schwülstig und voll unangebrachtem Pathos.
Und trotzdem war er einst wichtig und ich habe ihm einiges zu verdanken.
Nun ist's vorbei.
Er wurde in Vaihingen anonym beigesetzt.

Warum ich erst heute davon erfahre?
Weil seine Exfrau eine verblödete Schlampe ist und seine Tochter eine hirnlose Amöbe?
Weil das eine typisch schwäbische Posse als Erzählung ist?
Am 23. wurde er tot in seiner Wohnung gefunden.
Am 27.11. wurde er beigesetzt. Anonym. Weil dies am billigsten war.
Seine von je her nicht mit Intelligenz geschlagene Ex-Frau Nr. 2 und, nachdem die Umwelt den Menschen in weiten Teilen formt, grenzdebile Tochter Nr. 2 haben niemanden informiert. Keinem Bescheid gegeben. Entweder wirklich einfach nur völlig verblödete, selbst instinktlose, plumpe, dümmliche Einfalt, oder aber Bauernschläue, um den sozialen Druck zu vermeiden, eine leidlich ordentliche Beerdigung zu organisieren. Und die Möglichkeit, durch das Verweigern einer leidlich würdevollen Bestattung ein letztes Mal Geringschätzung zu manifestieren.
Aber, genau dies wäre vermutlich zu viel unterstellt bei einer Person die beim Anblick des Schildes "KZ-Gedenkstätte" einst sagte: "...jetzt gugg amole, a gedengschtätte füa Audoos. Wozu soll au dähs guad soi?"
Am 27. hat seine Tochter dann W., seinen besten Freund angerufen um ihm meine Nummer aus dem Handy meines Onkels zu geben, damit er mich anrufen kann.
"Damit i dia au mol b'scheid gäbä koh..." wie es die sprachlegasthenischen Schwabenbunken zu grunzen pflegen.
Er hat mir seit 30.11 keine SMS schicken können und wenigstens schreiben, dass ich dringend zurück rufen soll. "Des koscht ja au a Gelt...".
Statt dessen ruft er tagelang an, ohne Sprachnachricht (würde ja dann auch kosten!), und wartet darauf, dass ich zurückrufe.
Ich wollte, dass er mir die Telefonnummer der offenkundig geistig minderbemittelten Tochter meines Onkels per SMS schickt.
"...mach i liaba per Mail. Koscht dann nix..."
Ist aber jetzt auch egal.

Farewell.
bonanzaMARGOT meinte am 5. Dez, 08:48:
mein beileid.
man kann auch von versagern offenbar einiges lernen.
wieso versager? 
Randolph Carter antwortete am 6. Dez, 00:51:
Ja, lernen kann man immer
Versager aus vielerlei Gründen.
Wenn jemand kein Lebenskonzept hat, ist das m.E. völlig ok. Wenn jemand aber einen Lebensentwurf hat dem er nachstrebt, und in quasi allen Punkten scheitert, so hat er versagt. In Folge auf Dauer nur noch im Selbstmitleid zu dräuen macht den Sachverhalt auch nicht besser.
Zwei Ehen, zwei Scheidungen, zwei Kinder aus denen absehbar auch nichts wird.
Beruflich gescheitert, am großen Lebenstraum gescheitert, an der Inszenierung der eigenen Theatralik gescheitert.
Und trotzdem, wenn ich nur einen Satz sagen dürfte um ihn zu beschreiben, so wäre dies: "Er war kein schlechter Mensch."
Und das ist schon ´ne Menge mehr, als man über viele andere Leute sagen kann. 
bonanzaMARGOT antwortete am 6. Dez, 08:16:
viele scheitern auch deswegen nicht, weil sie nie etwas im leben wagen. oder weil sie gar keine lebensträume haben und nur so lalala jahr für jahr vor sich hinvegetieren. wenn man nie im leben scheiterte - wäre das für mich fragwürdiger.
selbstmitleid hilft freilich nie besonders. manchmal ist das leben auch zu viel für uns ... 
 

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