A - Hauptsache
A_NebenSache
B - Her(t)Z-TON
C - Arbeitsgegrummel
D - DiNgenS
Y - Chorea Huntington
Z - ZeitMaschinE
Z_HirnAmputiert
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 

A - Hauptsache

Von meinem Balkon aus habe ich einen guten Blick auf das gegenüberliegende "Betreute Wohnen".
Wenn ich auf dem Balkon stehe, rauche und hinüberschaue, sehe ich oft weißhaarige, gebeugte, faltige Menschen kraftlos auf ihren Balkonen stehend oder einherwankend.
Manchmal schießt mir dann ein sehr unangenehmer Gedanke durch den Kopf: "Ich blicke in die Zukunft."

Nach fünf Wochen wieder zurück im "normalen Leben".
Es hat keinen Tag gebraucht, um die vergangenen Wochen einfach wegzuwischen. Als seien sie nur ein Gedanke gewesen. Kaum zurück im "Leben", sind sie nur noch eine Erinnerung. Nicht einmal besonders plastisch.
Dafür hat die sogenannte Wirklichkeit mich sofort wieder eingeholt.
Und dann auch wieder nicht.
Beim betreten der Wohnung war alles sofort vertraut, und gleichzeitig völlig fremd. Ich gehe durch die Zimmer, weiß, dies ist mein externales Sein und denke dabei "...Aha... das bin also ich?".

Die letzten zehn oder auch 14 Tage hatte ich intensiveren Umgang mit K.
Sie hat eines Abends die Worte "ich bin" und "Sein" auf ein Whiteboard geschrieben. Manchmal saß sie, allein, aber auch in der Runde mit anderen Leuten ganz still da, und ich konnte beobachten wie sie nachdachte.
Mit sehr ernster, beinahe unbeweglicher Mine müssen ganze Universen in ihrem Kopf entstanden und vergangen sein. Irgendwann hellte sich ihr Gesichtsausdruck auf und sie fing an zu strahlen; oder aus dem nachdenklichen Gesicht wurde ein sehr betrübtes oder missbilligendes.
So wie anders hätte ich in diesen Momenten gerne Gedanken lesen können.
Ich habe sehr oft mitbekommen, dass Andere ihr die Rückmeldung gaben, sie würde zu viel Grübeln oder sie aufforderten mehr zu lächeln; sie wäre so sehr viel hübscher, wenn sie lächelte.
Wie gerne hätte ich die Leute genommen und geschüttelt, oder ihnen manchmal auch nur einfach in die Fresse gehauen und gebrüllt: "... lasst sie in Ruhe! Sie ist. Also lasst sie sein!".
Diesen Menschen werde ich sehr vermissen. Die grübelnde Version ebenso wie die strahlende.
Nach kaum 24 Stunden eines der wenigen verbliebenen klaren Bilder in meinen Gedanken.
Ansonsten war ich nie weg, ich bin aber auch nicht zurück.
Dafür bekam ich beim öffnen des fingerdicken Stapels an Post sofort das sehr vertraute, weil mich immer begleitende "same-old-same-old" und "Déjà-vu". Der Kampf geht wieder los.
Vielleicht hat er auch nie geendet?
Ich habe so kein Verlangen danach wieder gegen Institutionen vorzugehen, Ansprüche oder Ablehnung von Ansprüchen, die auf EDV-Fehlern oder der unsäglichen Dummheit oder Dreistigkeit irgendwelcher dahergelaufener Verwaltungshampelmänner gründen, durchzusetzen.
K. hat mir, außer großes Vertrauen zu schenken, auch zwei fixe Ideen wieder zum Leben erweckt: "ich bin" & "Sein".

Interessiert aber leider die Welt einen Scheissdreck.

Worst-Case-Szenario 2014:
- Job endet 30.03. - Vorerst kein neuer Job in Sicht. Anspruchsdauer ALG I 12 Monate. Dann bin ich zu alt für einen wirklich guten neuen Job und gehe als Testsau zur DEKRA oder zu einem privaten Bildungsträger um mich dort für 800 € unter Tarif zu verhuren. Natürlich mit befristeten 2-Jahres-Verträgen. Irgendwann dann in Rente oder Vorruhe-HARTZ.

- alte Wohnung ist zum 30.03. geräumt. Wohnung....? Tja..... Wenn ich wüsste, ob und was mit der Arbeit wird, könnte ich etwas dazu beschließen, was die Wohnung kosten darf. So muss ich "auf Nummer Sicher" gehen. Im Zweifel muss es was auf dem Niveau vom Ghetto Duisburg Marxloh sein.

- Privat fliegt mir alles um die Ohren. Business as usual. Am Ende, allein.
Vorher: Leben entflechten.

- MET ist übrigens der 11.01.14 ... nur mal so nebenbei bemerkt, um eine zusätzliche Variable in die Gleichung mit X Unbekannten einzubringen.

Wenn also alles schief läuft, hat das Kind einen arbeitslosen Heckenpenner, zwar Akademiker, gebildet, kultiviert und extravagant, aber trotzdem ohne Einkommen, Obdach und Plan zum Vater.
Sofern es mich als seinen Vater hat. Haben kann. Soll. Wird.
Willkommen auf dem "Kein-Ponyhof", kleiner Mann.

Best-Case-Szenario: Ich folge dem weißen Hasen, nehme die blaue Pille und lebe als Elvis oder Erasmus von Rotterdam mein ignorance is bliss.

Dazwischen gibt es dann eine Reihe von wahrscheinlicheren, mehr weniger als mehr erstrebenswerten Abstufungen.
Alle enden sie - nein, ich bin kein Pessimist, ich bin nur nicht blöde genug um an "glückliche Wendungen" zu glauben oder darauf zu vertrauen!- in Verfall und Melancholie.
Fatalismus? - Nein; Unfug! Realismus.

Die Katze fällt immer auf die Füße. Und gelegentlich bricht sie sich alle vier Beine dabei.

Vor ein paar Monaten wurde ich gefragt, wie "das" alles Enden soll.
Meine Antwort war, dass X sich an der Sache erschöpft bis sie ihr nichts mehr bedeutet, während Y so lange darum erfolglos kämpfen wird, bis nichts mehr übrig ist, was ihr erstrebenswert genug erschiene um darum zu kämpfen.
Mein Schlußsatz war: "...und am Ende bin ich alleine."

Ich hasse es, ständig Recht zu behalten.

Wobei mir "alleine sein" zwar nie erstrebens- oder wünschenswert erschien, aber auch nicht den unerträglichen Schrecken besitzt, mit dem es viele Andere ängstigt und verzweifeln lässt.
Man wird dadurch weniger erpressbar, lenkbar; bleibt Herr seines Selbst.
Hoher Preis. Zugegeben. Aber, nihil est eternam.

Hallo neuer Lebensabschnitt?

Drei Jahre, drei Monate und fünf Tage seit meinem letzten Eintrag hier.
Seitdem hat sich quasi alles in meinem Leben verändert. Damit hat sich also praktisch nichts geändert.
Stabile - oder zumindest scheinbar stabile - Faktoren wie Arbeitsstelle, Zuhause, Lebensumfeld, Lebensführung sind bei mir in ständigem Wandel und weder verlässlich noch irgendwie "sicher" oder "Sicherheit gebend".
Eine der wenigen Konstanten in meinem Leben ist die persistente Unbeständigkeit, mit der es sich abspielt.
Am 30.03.14 ist wieder mal ein Arbeitsvertrag zu Ende. Übrigens dann auch schon die zweite "andere Stelle" seit dem letzten Eintrag.
Eine Entfristung oder Verlängerung ist nicht in Sicht, denn "wir" bauen gerade hunderte von Stellen ab. Am 30.03.14 muss die Wohnung umgezogen sein, weil die Eigenbedarfskündigung des Vermieters unanfechtbar ist.
Der 10 Umzug in 13 Jahren.
Wieder mal kaum angewöhnte Umgebung, kaum als solches gemachte Freunde zurücklassen.
Wieder ein "Daheim", das kein Zuhause werden konnte, aufgeben.

Und der Rest? Wenn es ein Drehbuch wäre, würde RTL erstmal einen stumpfen Schmierenschreiber lektorieren lassen, um das Ganze logischer und weniger unglaublich zu gestalten. Dann könnte man daraus eine leicht überdrehte deutsche Kinokomödie mit Ulmen und Uhl machen.
Wenn ich den Fehler mache und ernsthaft über "den Rest" nachdenke, möchte ich einfach nur sehr, sehr laut schreien.
Und nicht mehr damit aufhören.

Aber, so habe ich es mir ausgesucht. Wie man sich bettet, so drückt es.

... ist es her, dass ich zuletzt hier einen Eintrag gemacht habe.
Heute, während mehr als einer Stunde Zugfahrt habe ich wieder mit einem neuen Eintrag begonnen. Mit dem Veröffentlichen hat es dann irgendwie nicht geklappt. Jetzt ist alles weg.
Hat wohl nicht sollen sein.
Auch egal.

...meine "Süße". Allerdings habe ich nie was anderes von mir behauptet als das, was du heute Abend feststellen durftest.
"Sie sind ein sehr netter und geduldiger Mensch..." - Das ist mein Job, dafür werde ich bezahlt.
"Ich mag sie sehr..." - Was sie mögen ist, was sie von mir meinen zu wissen und das Bild, dass sie sich über mich daraus zurecht machen.
"Sie waren mir vom ersten Augenblick an sympathisch..." - Na, da seien sie sich mal nicht so sicher, dass das so bleibt; sie sehen nichts, wovon ich nicht will dass sie es sehen oder wovon ich nicht meine, dass es hier her gehört.
"Ich habe mich ja etwas in sie verliebt..." - Da werden sie ein böses Erwachen haben.
"Ich lese gerade Balzac..." - Mir liegen die zeitgenössischen Autoren mehr. Ich mag T. C. Boyle.
"Ab morgen sind sie nicht mehr mein Dozent, dann können wir uns mal treffen" - Sie werden sich wundern.
Einzig mit "ich bin sehr froh, dass ich bei ihnen lernen durfte..." hast du richtig gelegen.

An und für sich hätte ich das ganze kokette Gehabe einfach ignoriert. Zwei Dinge haben mich allerdings extrem angestachelt. Das Eine: der Umstand, dass ich nur wenige Frauen getroffen habe die es mit dieser Schönheit aufnehmen oder diese gar übertreffen können. Das Andere: diese völlige Selbstüberzeugung meiner "sicher" sein zu können. Aufmerksam bin ich geworden, als sie mir etwas von ihrer Mohnschnecke anbot, ich davon abbiss und im Scherz sagte "sehen sie, ich fresse ihnen aus der Hand" und ihre Antwort war "genau so soll es sein...".
Wrong answer, little lady.
Nur weil du unglaublich hübsch bist, und leidlich gebildet, und bisher jeden Kerl um den Finger wickeln konntest bedeutet das noch lange nicht, dass wir in der gleichen Liga spielen.
Die Erfahrung hat Dir ganz gut getan. Das "lehren" liegt mir doch irgendwie im Blut....
Keine Selbstverleugnung, nur um dir zu gefallen.

"Ich habe ja schon darauf gewartet..." - Nun, ich bin Raucher, das habe ich immer betont, und jetzt ist mir nach einer Zigarette, also rauche ich.
"Das ist aber nicht gentlemen-like" - das bin ich nur dann, wenn es mir passt.
Ja, ich finde Friedhöfe toll, ja die Fledermaus am Rückspiegel gefällt mir, ja, genau solche Musik höre ich andauernd; nein, deutscher Autorenfilm gibt mir nichts, ja, ich mag primitive Horrorfilme mehr; ja ich bin immer so überheblich und das zu recht, nein, ich kann Menschen im Allgemeinen nicht wirklich leiden.
"Du -am Ende des Abends hat sie sich dann doch getraut vom "Sie" abzurücken...- bist mir richtig unheimlich" - Das mag schon sein.
Es war ein sehr interessanter Abend.
Ja, das war es wohl.

Es hätte mich wirklich verblüfft, wenn es nicht eingetreten wäre:
Pünktlich zum 6-Monats-Termin hat sich P. am Sonntag wieder gemeldet.
Ich dachte eigentlich, dass meine letzte Reaktion sie ein wenig zurechtgestutz hätte.
"Es ist für mich nicht von Bedeutung wie es Dir geht, und ich wünsche auch nicht, dass Du Dich dafür interessierst oder nachfragst wie es mir geht."
Kann man an so einer Message, die man schriftlich vor sich hat noch etwas missverstehen?
Jetzt setzt sie mich -für alle Fälle.... Welcher Fall sollte das sein?!- darüber in Kenntnis, dass sich ihre Anschrift ändert , weil sie wieder eine eigene Wohnung hat.
Was soll mir das sagen? Dass der Bursche der den Typen abgelöst hat, wegen dem ich "High Noon" ausgerufen habe jetzt auch abgehakt ist? So what?
Was ich in Verbindung mit P. besonders in Erinnerung behalten habe ist ihr Ausspruch, dass bisher jeder ihrer Verflossenen nach drei, spätestens aber nach sechs Monaten wieder bei ihr auf der Matte stand, und wie erbärmlich solches Tun doch sei. Meiner Anmerkung, dass es für mich im Falle einer Trennung auch wirklich definitv beendet ist -so habe ich es schon immer gehalten, und sie wird da keine Ausnahme sein, wenn der unwahrscheinliche (ha...ha...ha....!) Fall eintritt, dass es mit uns auseinandergeht- hat sie wohl keinen all zu großen Glauben geschenkt.
Es muss schon eine schwere Lektion für jemanden "Unwiderstehlichen" sein zu erfahren, dass er absolut widerstehlich ist.
Es wäre eine Lüge zu behaupten, ihr Aussehen hätte mir nicht den Kopf verdreht. Aber von wirklicher Bedeutung ist ihr "Ich". Und das hat sich mit der Zeit als unerträglich häßlich herausgestellt. Sie ist eine hübsche Frau, aber ein armseliger Mensch. Nach solcher Erkenntnis fällt das Verzichten leicht.
Soso... nach D. und nach T. hat sie nun eine eigene Wohnung in H. Innerhalb von sechs Monaten eine recht kurze Halbwertszeit.
Die einzige Frage die mich in diesem Zusammenhang beschäftigt ist, ob ich nun so ganz besonders toll war, dass es mit uns 18 Monate und die Zerstörung zweier Existenzen angedauert hat, oder vielleicht doch so ganz besonders dämlich.
Meine Freundin aus Bremen wusste darauf zwar keine Antwort, hatte aber eine wenig tröstliche Anmerkung parat: so oder so hast Du einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen.

"Nachdem ich das Geröll des Erdbebens und das meines Lebens durchgesiebt hatte, stellte ich fest, daß ich etwas daraus retten wollte. Eine Handvoll Dinge -außer den Erinnerungen- wollte ich abstauben, reparieren lassen, behalten.....
Aber die Einsamkeit macht keine Gefangenen. Entweder sie tötet einen, oder sie lässt einen in Ruhe. Mich hätte sie fast umgebracht."

Jonathan Carroll: "Schwarzer Cocktail"

 

twoday.net AGB

xml version of this page

xml version of this page (summary)

xml version of this topic

powered by Antville powered by Helma

kostenloser CounterTHQ